Schimmel

10. Nov, 2013 | Rost und Schimmel

Die wichtigste Voraussetzung zur Schimmelbildung ist Feuchtigkeit – ohne Wasser kein Leben. Eine relative Luftfeuchtigkeit ab etwa 70% im Wohnraum gilt als kritisch, wenn sie länger anhält. Für den Beginn der Schimmelbildung ist allerdings die Feuchtigkeit an der Wandoberfläche entscheidend. Darübr hinaus begünstigt ein geeigneter Nährboden das Schimmelwachstum. Alle mit organischen Bindemitteln gebundenen Anstrichmittel, wie beispielsweise die Leimfarben (aber auch Kunststoffe), können kräftig durchschimmeln.
Ob wirklich die Farbe schimmelt oder nur Schimmelanflug auf der Oberfläche vorliegt, lässt sich oft per Augenschein feststellen. Kleinere kreisrunde Kolonien, die auch als Stockflecken bezeichnet werden, sind oft aus einer einzigen Spore ausgekeimt. Sie „sitzen“ zunächst an der Oberfläche und können, bevor sie richtig „verwurzelt“ sind, leicht abgewaschen werden. Dass Schimmelbefall vermieden werden muß, ergibt sich neben einer optischen Beeinträchtigung vor allem aus den gesundheitsschädlichen Einflüssen. Schimmelsporen können, wenn sie überhand nehmen, schwere Schäden verursachen. Bei sensibilisierten Personen können sie bereits in geringer Dosis als Allergen wirken und untypische Krankheitsbilder auslösen.
Gegen Schimmelbefall hilft letztlich und nachhaltig nur eine Trockenlegung. Fragen der Bauphysik und der Unterscheidung von Bauschäden und Nutzungsfehlern sind also zu erwägen. Im Zusammenhang mit Schimmelbildung treffen wir meistens auf das Phänomen der Kondenswasserbildung. Dabei trifft eine hohe relative Luftfeuchtigkeit besonders hinter Betten oder Schränken auf kalte Wandbereiche. Es ist das gleiche Phänomen, das jeder von beschlagenen Fensterscheiben kennt. Der Taupunkt sinkt drastisch ab und die Wand wird feucht. Da das Raumvolumen nicht erhöht werden kann, hilft nur eine Temperaturerhöhung (warme Luft nimmt wesentlich mehr Feuchtigkeit auf). Dazu gehört gute Lüftung. Hierbei ist zu bedenken, dass gerade eine leichte Dauerlüftung, etwa über Kippfenster, wiederum eine Wandauskühlung mit Taupunktsenkung bedeuten kann.
Entdecken Sie Schimmel in ihrer Wohnung, überdenken sie die genannten Zusammenhänge. Bleibt die Ursache jedoch rätselhaft, konsultieren Sie Fachleute, die mit Schimmel viel Erfahrung haben und die Ursache meist schnell erkennen. Es gibt eine Reihe baulicher Konstellationen, die Kältebrücken bedingen. Was dann zu tun ist, kann nicht pauschal abgehandelt werden. Anstriche werden das Problem jedenfalls nur kurzfristig überdecken. Der Einsatz von Fungiziden ist sehr fragwürdig. Während der Arbeit stellen sie eine Gefahr für den Verarbeiter dar, in späterer Zeit haben wir eine kleine Sondermülldeponie. Ihre Oberflächenaktivität ist ohnehin fragwürdig, bedenkt man doch, dass der Wirkstoff im Anstrichmittel enthalten ist, der Pilz zunächst aber nur aufliegt. Ein fungizider Anstrich wird zwar nicht so leicht durchschimmeln, ein oberflächlicher Befall kommt jedoch oft schon nach wenigen Wochen wieder zum Tragen.

Hinweise aus der Praxis

Nun treffen wir zum Glück nicht immer auf den Extremfall, sondern können oft mit kleinen Überlegungen helfen. Eine mögliche Hilfe wäre der Einsatz eines dampfoffenen Anstrichs, der die Eigenschaft der Wand als Feuchtepuffer erhält. Gerade in Küchen oder Bädern, wo kurzfristig sehr hohe Luftfeuchtigkeit entsteht, wird die Wand schnell große Mengen von Feuchtigkeit aufnehmen. Diese verteilt sich in ihrem Inneren, um danach langsam wieder abzutrocknen. Die Oberfläche wird also gar nicht erst nass. Eine absperrende Farbe würde dies verhindern. Die feuchte Luft würde so lange kondensieren, bis sie entlüftet wäre.